ESSAY-BRIEF

Essay-Brief August 2016

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Der Radikale Yoga -  Teil IX.

Das 10.te Gebot – Verwirkliche deine Gottheit! – 3. Teil

© Bernd Helge Fritsch

 

Unser "Gott-Sein" verwirklichen

Mit diesem Brief kommen wir zum Abschluss und zur Essenz der Essay-Briefe zum Thema: "Radikale Umsetzung unserer Verbindung zum Höchs-ten." Genau genommen "sind" wir in unserem Wesenskern "das Höchste". Doch lebst du deine Gottheit? Fühlst du dich frei und leicht - unbeschwert von der Vergangenheit und der Zukunft? Ist dir deine Macht, jederzeit dein Schicksal, dein Unglücklich- oder Glücklich-Sein zu bestimmen bewusst? Oder fühlst du dich eher schwach, energielos und minderwertig? - Vielleicht weil du in der Vergangenheit irgendwelche Fehler oder negative Erfahrungen gemacht hast? Alle abwertenden Beurteilungen deiner selbst beruhen auf einem Denkfehler! Denn alles ist Gott! Doch Kraft deiner Gedanken wirst du dich immer so fühlen, wie du über dich denkst.

Manche Menschen beurteilen es als maßlos überheblich "Gott-gleich" sein zu wollen. Doch wir sollten nicht in die Qualität "göttlich zu sein" menschliche Bedürfnisse und Eigenschaften wie Eitelkeit, über andere zu herrschen oder beliebig schalten und walten zu können, hinein projizieren. Wer meint auf seine "Göttlichkeit" stolz sein zu können, ist noch weit davon entfernt diese zu verwirklichen. Denn wahres Gott-Sein, äußert sich vorzüglich darin präsent und kreativ zu sein, selbstlos zu lieben, freudig zu dienen, zufrieden und wunschlos, unabhängig von äußeren Ereignissen glücklich zu sein.

Bei vielen Menschen kommt beim Gedanken die eigene Gottheit zu verwirklichen Stress auf. Ihr "kleines Ich" leistet sofort heftigen Widerstand. Es fühlt sich überfordert und  denkt: "Mein, Gott! Wie soll das gehen?", "Das schaffe ich nie!"

Vielleicht fragst du dich auf deinem Weg zur Befreiung: "Muss ich dabei zum Heiligen werden?" "Worauf muss ich verzichten?" "Welche schwierigen Auf-gaben muss ich erfüllen" oder "Was muss ich jetzt tun?"

Nichts musst du tun! Du kannst dich ganz entspannt zurücklehnen. Werde dir bewusst, dass bereits "jetzt" alles "Gott" (Tao, Buddha, Christus oder Brahman) ist. Alles ist göttliches Bewusstsein!

Wie jeder Stein, jede Pflanze und jedes Tier bist du bereits dieses Bewusst-sein! Du musst und kannst es nicht erkämpfen. Bleib innerlich still und entspannt!

Du vermagst "Reines Bewusstsein" jetzt, sofort zu praktizieren. Hör "jetzt" für eine Weile auf zu denken. Nimm nur wahr was ist (Bilder, Geräusche, Empfindungen etc.). Was bleibt bei diesem Vorgang von dir übrig? Dein Ego, deine Sorgen, Wünsche und Problem lösen sich auf. Sie kehren erst dann zurück, wenn du wieder über die Vergangenheit und die Zukunft nachzu-denken beginnst. Im Nicht-Denken, bei innerer Stille bist du "Reine Wahr-nehmung", die identisch ist mit dem wundersamen Gefühl von "Ich bin".

Wenn du diese Art des Nicht-Denkens, diese wohltuende Art still zu sein, übst, so wird sie dir immer besser gelingen. Immer tiefer wirst du in das wirkliche Sein eintauchen und du wirst erkennen:  

Im Grunde meiner Seele bin ich ein Zentrum von Bewusstsein. Ich bin das "Welten-Ich" welches sich in meiner individuellen Seele als "Ich-Bin" mani-festiert. Ich bin ein Brennpunkt von Liebe und Erkenntnis. Ich bin reines Bewusstsein, die Essenz allen Lebens. Und ich bin fähig diese Essenz zu entdecken und zum Ausdruck zu bringen.

Rückkehr zur Wurzel - Rückkehr zur Stille

Unser "Gott-Sein" entzieht sich unserer Sprache mit ihren Definitionen und Begrenzungen. Diese Essay-Briefe können dir nur Anregungen geben zu "erfühlen" und dir bewusst zu machen, was Worte nicht mitteilen können. Lass einfach los und alles wird dir gegeben. Die Wahrheit ist in dir! Du brauchst keinen Guru, keinen Priester, keinen Hellseher, keinen Zauberer, keinen Schamanen oder sonst jemanden als Vermittler zwischen dir und dem allumfassenden Bewusstsein. Du darfst dir nur nicht selbst mit deinen Wünschen und Ängsten im Wege stehen. Es genügt innerlich still zu sein.

Laotse (lebte vermutlich im 6. Jhdt. v.Chr.):

Rückkehr zur Wurzel heißt Stille.

Stille heißt Wendung zum Schicksal.

Wendung zum Schicksal heißt Ewigkeit.

Erkenntnis der Ewigkeit heißt Klarheit.

Erkennt man das Ewige nicht, so kommt man in Wirrnis…

Tao Te King (Daodejing) Vers 16. (in der Übersetzung von Richard Wilhelm)

 

Das äußere und das innere Ich

Wie im Essay-Brief vom Juni 2016 erwähnt, wohnen "zwei Seelen in der menschlichen Brust". Man kann sie als unser "äußeres" und "inneres Ich" bezeichnen.

1. Unser äußeres Ich: Es entspricht unserer stets im Wandel begriffenen Seele. Es ist geprägt von unseren Erlebnissen, von unserer Vergangenheit, unserem Karma, unseren Beziehungen, von unseren Fähigkeiten. Es ist das erscheinende Ich mit seinen Begrenztheiten, eingebunden in Zeit und Form. Dieses Ich hat sich und sein Schicksal und letztendlich seine einmalige Individualität mit seiner Gedankenkraft selbst erschaffen. Dieses Ich reift an den Widrigkeiten der äußeren Welt, welche die Seele mit ihrer dualen Denkweise ("Gut- und Böse-Denken) selbst kreiert.

Was wir nicht mögen, was uns Missvergnügen, Sorgen und Leid bereitet, weist auf sein Gegenteil hin, auf Vollkommenheit, allumfassende Liebe, und grundlose Glückseligkeit. Erst die scheinbare (nur in unse-rem Kopf existente) Unvollkommenheit, lässt uns die alles durchdringende Vollkommenheit bewusst werden - so wie Licht uns erst durch die Erfahrung von Dunkelheit bewusst wird, so wie alle Gegensätze ein-ander erhellen. Erst in der Trennung von Gott (von uns selbst) kann uns unser Bewusst-Sein (= unser Gott-Sein) bewusst werden.

Unsere gegenwärtige eingebildete Unvollkommenheit ist aus eine höheren Dimension betrachtet notwendig für unser Erwachen, für unsere Bewusstheit und daher Teil der allumfassenden Vollkommenheit.

2. Unser inneres Ich: Es ist unser Seelengrund (Atman), der unsichtbare, unveränderliche, zeitlose und unbegrenzte Raum in dem die Dinge er-scheinen. Es ist das Bewusstsein, in dem alle Erscheinungen ihren Ur-sprung haben und in dem sie sich wieder auflösen. Dieses "Ich" ist die Essenz allen Seins. Es entspricht grundloser Liebe, Freude und Zufriedenheit.

 

Des Geheimnisses tieferes Geheimnis

Beide "Ichs" (das innere und äußere) sind ihrem Ursprung nach Eins. Sie ergänzen einander in wundersamer Art. Das eine Ich braucht das andere Ich. Beide zusammen bilden das "Geheimnis" des bewussten Seins (Tao, Brahman, Gott). Das eine entspricht unserem zeit- und raumlosen innerstem Sein und das andere dem äußeren "Sein", der Vielheit der Wesen und Dinge mit ihren "räumlichen (und zeitlichen) Begrenztheiten". Laotse bezeichnet im "Tao Te King" das erstere, als das "wunderbaren Wesen", als das "Nichtsein" und das Erscheinende, als das "Sein".

Darum führt die Richtung auf das Nichtsein zum Schauen des wunderbaren Wesens;

Die Richtung auf das Sein führt zum Schauen der räumlichen Begrenztheiten.

Beides ist eins dem Ursprung nach und nur verschieden durch die Namen.

In seiner Einheit heißt es das Geheimnis.

Des Geheimnisses noch tieferes Geheimnis ist das Tor, durch das alle Wunder hervortreten.

Tao Te King Vers 1.

 

Wenden wir uns dem "Nichtsein" zu, so "schauen" wir unseren göttlichen unsterblichen Wesenskern, auch Atman, "Ich-Bin", "Buddha- oder Christus  in uns" genannt.

Richten wir den Blick auf das "Sein" (die Erscheinungen), so zeigen sich die "Begrenzungen" in und um uns. In der Einheit der beiden Sein-s (der beiden Ich-s) eröffnet sich das "Tor" zum tiefsten "Geheimnis", welches unserem individuellem "Seelengrund" und zugleich dem Welten-Sein (Gott, Brahman) entspricht.

Das "tiefere Geheimnis" offenbart sich uns, wenn wir in die Stille gehen.

Verbunden mit dem "tieferen Geheimnis" sind wir jederzeit in der Lage uns in den beschriebenen Zustand von "Reiner Wahrnehmung" zu versetzen. Dabei fliehen wir weder vor den Erscheinungen der Welt, noch klammern wir uns an sie. Wir verstehen es elegant, ohne Anstrengung, zwischen dem äußeren und inneren Ich - nach unserem Belieben - hin und her zu wechseln. Wir entsprechen gelassen, mit freudigem Gemüt den Aufgaben die unser Schicksal an uns heranträgt und sind uns dabei unserer tieferen Wesenheit bewusst. Wir sind nicht "von" dieser Welt, doch wir leben und wirken, solange wir mit unserem Körper verbunden sind, "in" ihr.

 

Die Geburt Gottes in dir

Entsprechend den zwei Welten des Menschen gibt es für Meister Eckehart "zweierlei Geburten" des Menschen:

Die eine in der Welt und eine aus der Welt,

das heißt geistig in Gott."

 

Die Geburt in die Welt bedeutet die Erfahrung der Dualität der Erscheinungen - Angenehmes und Unangenehmes, Gutes und Schlechtes. Sie bedeutet "Bindung" entsprechend dem Karma-Gesetz. Die Geburt "in Gott" bedeutet "Freiheit", inneren Frieden und Glückseligkeit.

In die erstere Welt werden wir ohne eigenes bewusstes Zutun hinein geboren. Die Geburt "in Gott" hingegen kann nur von uns selbst als ein bewusster Vorgang vollzogen werden. Deshalb wird er auch als "Selbst-Verwirklichung" bezeichnet.

Wie gesagt: Alles ist Bewusstsein (Gott). Was uns fehlt ist die Wahrnehmung unseres Bewusst-Seins. Unbewusstheit bedeutet Ego-Bewusstsein, wie in den vorangehenden Kapiteln beschrieben. Dieses Un-Bewusstsein ist die Ursache all unserer Probleme und Leiden.

Nach Eckehart geschieht die Gottesgeburt in der individuellen Seele zwangs-läufig, wenn die Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Wie er dazu ausführt, ereignet sich die "Gnade" zu erwachen von selbst, wenn wir unsere Seele entsprechend vorbereitet haben. Wie dies konkret vor sich gehen kann, wurde in den vorangehenden Essay-Briefen betreffend die "zehn Gebote"  des "Radikalen Yoga" ausführlich beschrieben.

Die "zehn Gebote" des Yoga

Zur Erinnerung und Zusammenfassung werden diese nochmals angeführt:

1. Achtsamkeit & Gedankenkontrolle

2. Präsenz

3. Loslassen von jeder Identifikation

4. Zufriedenheit

5. Akzeptanz

6. Authentisch leben

7. Bereitschaft zur Veränderung

8. Vertrauen

9. Bedingungslose Liebe

10. Beziehung von Gott zu Gott

Vom Ego loslassen

Im Grunde bedeuten die "Zehn Gebote des Radikalen Yoga" nichts anderes, als ein Loslassen vom Ego mit seinen Wünschen, seinen Begehren einerseits und seiner Angst, Unzufriedenheit, seinem Widerstand gegen das was ist, seinen Verurteilungen, seinem Zorn und Ärger andererseits.

Das Ego-Bewusstsein kennt nur das erscheinende Ich und die mit ihm verbundene Welt. Deshalb klammert es sich an diese Welt und wird so zum Sklaven derselben. Mit der Aufgabe des Ego-Bewusstseins hingegen, öffnet sich die Seele für ihren Innen-Gott.

Solange wir nicht ernsthaft bereit sind uns um unsere Befreiung zu küm-mern, solange wir mit unserem Denken, Fühlen und Wollen in die Angele-genheiten der Welt verstrickt sind, solange können wir unsere Gottheit nicht offenbaren. Solange wir an Mangel und Unvollkommenheit glauben, finden wir nicht den inneren Frieden und die Glückseligkeit des Gott-Seins.

Hingegen bekommen wir alles geschenkt, wenn wir von unseren Ego-Willen loslassen. Dieser Weisheit entspricht die Lehre des "Wu Wei", welche auf Laotse zurückgeht:  

…also auch der Berufene:

Er setzt sein Selbst hintan und sein Selbst kommt voran.

Er entäußert sich seines Selbst und sein Selbst bleibt erhalten.

Weil er nichts Eigenes will, darum wird sein Eigenes vollendet!

Tao Te King Vers 7.

 

Wünsche dir viele schöne Sommertage und viel Zeit für dich!

Zudem wünsche ich dir die "radikale Hinwendung" zu deinem Seelengrund! Diese tägliche Hinwendung ist das Wertvollste in deinem Leben. Denk immer daran: Dein Leben ist zu kurz um es mit Verwicklungen in äußere Angelegenheiten zu vergeuden!

Herzliche Grüße

Bernd